digitales religonsbuch

Die Heilige Schrift - ὁ Βιβλός (das Buch)

aus Maria H. Duffner: „Digitales Religions Buch“ 2000–
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Die Bibel - allgemeine Einleitung

Die Bibel - Offenbarung und Segen

Dieser Begriff scheint fast ausschließlich der religiösen Welt anzugehören. In Wirklichkeit drückt er eine ureigene menschliche Fähigkeit aus, die Fähigkeit sprach mitzuteilen, was mich bewegt. Das bedeutet, dass es sich inhaltlich um Mitteilungen handelt, die der Gesprächspartner nicht wissen kann. Solche Sätze haben damit meist einen persönlichen, ja mitunter sogar einen intimen Charakter. Ein fundamentales Offenbarungswort ist beispielsweise der Satz: „Ich liebe dich.“
Durch viele Jahrhunderte bis heute haben Menschen ihre Erfahrungen mit Gott in diesem Sinn verstanden. Aus den Basisgemeinden südamerikanischer Christen stammt ein bedenkenswerter Satz: „Es gibt zwei Bibeln. Eine liegt uns schriftlich vor, die andere nicht. Letztere sind unsere Lebenserfahrungen. Diese hat auch den Vorzug vor der anderen, die uns Modelle von Erfahrungen mit Gott vorstellt.

Abraham wird berufen (Gen 12,1-3)

Der Anfang der Geschichte Israels, die Berufung Abrahams, ist eine Schlüsselstelle der ganzen Hl. Schrift. Er wirkt wie ein Impuls Gottes, eine Frohe Botschaft. Gott offenbart sich Abraham als ein Gott, der die Menschen liebt. Im rein natürlichen („heidnischen“) Zugang zu Gott ist dies nicht selbstverständlich. Gewöhnlich erschien den Menschen das Göttliche als etwas Schreckliches, wogegen man sich schützen musste. Abraham soll die Liebe Gottes zu den Menschen fühlbar machen. Er soll „segnen“ – „Gutes sagen“.

"Du sollst ein Segen sein" (Gen 12,2)

  • Das deutsche Wort "segnen" leitet sich (angeblich) vom lateinischen "signum" — bezeichnen ab
  • Es gibt aber im Norwegischen das "velsigne", was so viel wie "gut-sagen" bedeutet.
  • Lateinisch: "bene-dicere" — etwas Gutes sagen (Benedikt: jener, dem etwas Gutes gesagt wurde)
  • Griechisch: "ἐυ-λόγειν" (eu-logein) — gleichbedeutend wie im lateinischen
  • Slawisch: "благословить" (blagoslovit') – gleichbedeutend, aber vom Verständnis her umfassender – das Heil für den ganzen Menschen wünschen
  • hebräisch: "ברך" (barach) – gleichbedeutend; aber: Barach ist der Wunsch nach dem Shalom (als Zustand) und diese Aussage ist untrennbar mit Gott verbunden – Gott, der Herr, will das umfassende Heil des Menschen, er sagt es ihm zu (= Barach, Segen)

Der Zusammenhang zwischen Barach und Shalom (der umfassende Friede, das Wohlsein) ist wichtig. Denn ein gutes Wort kann sehr viel Positives beim Anderen auslösen, es kann den anderen dazu veranlassen, locker zu sein, sich wohl zu fühlen - eben ein kleines Stückchen "Shalom" zu erfahren. Denn Shalom ist der Zustand des Paradieses, des messianischen Reiches.

Nicht mehr und nicht weniger, als durch ein gutes Wort, eine positive Haltung, ein "gutes Denken" dazu beizutragen, dass ein kleines Stückchen Shalom verwirklicht und erfahrbar wird. (Welches Gewicht bekommt da das Herrenwort in der Bergpredigt: "... und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf! soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein - Mt 5,22)?

Segnen - Mitarbeiten am Heilshandeln Gottes in der Welt, am einander Aufbauen - und das ist nicht nur Aufgabe von Klerikern sondern von jedem Menschen!

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