digitales religonsbuch

Die Heilige Schrift - ὁ Βιβλός (das Buch)

aus Maria H. Duffner: „Digitales Religions Buch“ 2000–
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Das Erste (Alte) Testament — AT

Sabbat und Sonntag

Der Bundesschluss ist das wesentliche Ereignis am Berg Sinai, die 10 Gebote (besser: die 10 Weisungen) verlieren ohne diesen Bundesschluss eine wesentliche Komponente. Am deutlichsten wird dies am 3. Gebot erkennbar, das die Mitte (natürlich nicht die arithmetische Mitte) darstellt, um das sich die anderen Gebote gruppieren.

1. Das 3. Gebot


Ex 20,8–11 Dtn 5,12–15 Religionsbuch Volksschule
Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat.
Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.
Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat. Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du.
Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.
Du sollst den Tag des Herrn heiligen

2. „Heilig“

Der ursprüngliche Sinn von „heilig“ (hebräisch „kadosch“) heißt „aus dem Alltag herausgenommen, abgehoben. (Für mich) etwas Besonderes, Kostbares sein. Heilig: das ist jenes Wort, das vor allem Gott zu kommt: Er ist der ganz Andere, der ganz Heile

Wenn im Hebräischen das Wort für Ehe „kidduschim“ heißt — steckt da nicht dieses Herausgehobensein des Partners aus der Menge der Menschen drinnen: Du bist mir kostbar, wichtig, heilig???

Der Tag des Herrn ist heilig, weil er sich ganz stark von allen anderen Werktagen abhebt: Weil an diesem Tag nicht gearbeitet werden soll, ist er ein Tag der Erholung der Ruhe. Hier ist die Möglichkeit, Zeit zu haben —

  • Zeit für mich, für ein Innehalten, eine Standortbestimmung (wo stehe ich, was will ich, was ist mein Ziel? Was ist in der letzten Woche gelaufen, wie ist es gelaufen; was will ich nächste Woche; welche Korrekturen sind nötig.)
  • Zeit für meine Familie, meine Freunde, meine Bekannten: ich lebe nicht allein auf der Welt. Wir brauchen einander. Im Arbeitsalltag bleibt wenig Zeit für andere Menschen. Am Tag des Herrn soll auch für die anderen Menschen Zeit und Raum bleiben.
  • Zeit für Gott: Immer wieder erfahre ich, dass es Jemanden gibt, der mich annimmt, so wie ich bin, der zu mir steht, dem ich mich aber auch verantworten muss.
  • 3. Begründung im Buch Exodus:

    Gott selbst hat den siebten Tag als Ruhetag gehalten. Er hat ihn gesegnet, d.h. er soll dem körperlichen und seelischem Heil dienen, er soll zum Wohl des Menschen sein. Weil ich Abbild Gottes bin, soll, kann und darf ich, darf der Mensch den siebten Tag als Tag der körperlichen und seelischen Erholung feiern.
    ⇒ Der Mensch arbeitet, der Mensch kann kreativ („schöpferisch“) tätig sein — er nimmt teil am Schöpfungswerk Gottes. Der Mensch darf und wird sich über sein Werk freuen, er kann sich auch am Werk Gottes, an der Schöpfung freuen — so wird der Ruhetag auch zu einem Tag der Freude, über das, was ist. („ein Faulpelz kann nicht Sabbat feiern“, frei nach Pinchas Lapide)

    4. Begründung im Buch Deuteronomium:

    Der siebte Tag ist der Tag der Gedenktag an die Befreiung aus dem Joch der Knechtschaft. Daher auch die Arbeitsruhe für alle, die mit einem Angehörigen des Volkes Gottes unter einem Dach leben. Mühe und Arbeit hat ein Ende, der Mensch kann wieder aufrecht gehen, so wie Gott ihn geschaffen hat. Der Mensch ist frei (Abbild Gottes!) — frei für sich — und damit für Gott und für die Familie.
    ⇒ Der siebte Tag wird also zu einem gemeinsamen Zeichen für alle, die Gott befreit (erlöst) hat und mit denen er einen Bund am Sinai geschlossen hat. („Vertragswerk“ = 10 Gebote)

    5. Sabbat und Sonntag:

    Die Christen verstehen sich als das Volk Gottes. Auch mit ihnen hat Gott einen Bund geschlossen (den Bund erneuert): Zu Pfingsten, als der Hl. Geist gekommen ist: Die Menschen haben erkannt, dass Gott zu ihnen steht, dass er die Menschen annimmt, sie ernst nimmt. Sie erkannten, dass Gott mit ihnen in einer Beziehung steht. Das gemeinsame Bundeszeichen ist weiterhin der siebte Tag der Woche. Nur der Synagogengottesdienst (Lesungen, Predigt, Glaubensbekenntnis, Fürbitten, Segen) wurde um das gemeinsame Brotbrechen (Eucharistiefeier) erweitert. Da das Gesetzeswerk (Weisungen) weiterhin gilt, ist auch der Sinn des 3. Gebotes mit alles Komponenten übernommen worden.
    Die Verschiebung des Ruhetags vom Sabbat auf den Sonntag erfolgte am Ende des ersten Jahrhunderts, als sich die Juden von den Christen trennten. Die Christen haben die Eucharistiefeier immer am ersten Wochentag gefeiert, da Christus am ersten Tag der Woche von den Toten erstanden ist. Mit der Überwindung des Todes beginnt die neue Schöpfung — der erste Wochentag ist auch nach jüdischem Verständnis der Tag des Beginns der Schöpfung, mit Christus aber ist eine neue Dimension dazugekommen.

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