digitales religonsbuch

Konfessionen — Kirche und Kirchen

aus Maria H. Duffner: „Digitales Religions Buch“ 2000–
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Die Ausbreitung des Christentums

Die Ausbreitung im 1. Jahrhundert

1. Ausgangssituation: das Pfingstfest

50 Tage nach Ostern kommt der Hl. Geist auf die Apostel und die Muttergottes. Die Apostel haben nun den Mut, vor die Öffentlichkeit zu treten und das weiterzugeben, was Christus sie gelehrt hat. (vgl. Apg 2)

1.1 Was aber war der Auftrag Christi?

Gott hat von Anfang an „ja“ zum Menschen gesagt. Er hat ihn als sein Abbild erschaffen (Gen 1,26). Er wollte, dass es dem Menschen gut geht (Paradies, Gen 2). Er hat dem Menschen die Freiheit gegeben, sich gegen ihn zu entscheiden. Der Mensch hat dies getan (Erzählung vom Sündenfall Gen 3). Obwohl der Mensch den heilsamen Ort (Paradies) verlassen musste, erfährt er immer wieder, dass Gott sich um den Menschen kümmert. Ganz stark erfahren das die Israeliten beim Auszug aus Ägypten (Befreiung von der Knechtschaft) und dem darauffolgenden Bundesschluss am Berg Sinai. Gott geht mit seinem Volk eine Bindung, eine Beziehung ein. Die 10 Gebote sind demzufolge Regeln, die das Gelingen dieser Beziehung gewährleisten. Es geht hier eigentlich um „Selbstverständlichkeiten“.

Weil der Mensch aber die Beziehung nicht mehr gesehen hat, sind diese Regeln zu moralischen Gesetzen geworden, deren Nichteinhaltung den Bruch der Beziehung bedeutete. Das Einhalten der Gebote (die immer enger gefasst werden, damit man ja nicht das eigentliche Gebot verletzt) wird zu einer unheimlichen Belastung, verkehrt manchmal das Gebot sogar in sein Gegenteil.

Jesus ist in die Welt gekommen, um den Menschen zu zeigen, dass Gott diese Beziehung zu den Menschen nie aufgegeben hat, dass er mit ihnen in Beziehung sein will. Dass damit die Gebote wieder diesen „Selbstverständlichkeitscharakter“ haben sollen. „Mein Joch ist süß und meine Bürde ist leicht“ (Mt 11,30). Jesus hat diese Botschaft, die in den Ohren der Gesetzestreuen (sie haben es nicht anders und nicht besser verstanden) sehr provokant war, bis zur letzten Konsequenz — bis zu seinem Tod am Kreuz — verkündet.

Die Apostel, die Jünger, die Zuhörer waren angetan von der Art und Weise, wie und was Jesus gesagt und getan hat, haben es im Grund nicht verstanden, dass dahinter das klare Bekenntnis Gottes zu den Menschen gestanden ist. Jesus hat nicht mehr und nicht weniger gelehrt, als das, was im Ersten Testament (der Bibel der Juden) auch steht. Er war bis zu seinem Tod durch und durch ein Jude und hat danach gelebt.

Am Pfingstfest kam der Hl. Geist: die Jünger checken plötzlich, worum es Jesus gegangen ist, sie verstehen die Botschaft von der Liebe Gottes zu den Menschen — und sind be–geist–ert. Diese Begeisterung springt über wie ein Funke, geht weiter. Ein Stück weit bricht das Verständnis für das Wort Gottes (wie es überliefert ist), auf. Die Menschen erkennen, was die Frohe Botschaft ist, trotz Not und Krankheit, Krieg und Elend. Sie wenden sich denen zu, die ihnen das verständlich machen können — dem Freundeskreis Jesu, die das durch Jesus, sein Leben und seine Lehre gecheckt haben.

1.2 Die erste Ausbreitung

Es geht wie ein Lauffeuer weiter: da macht unser Glaube Sinn, da hat er Leben ... Die Apostel werden eingeladen, das Frohmachende der Botschaft Gottes zu erklären. Es entstehen kleine Kreise, die sich mit dem intensiver beschäftigen, was Jesus gesagt hat, wie er das erklärt und verkündet hat, was den jüdischen Glauben belebt. Und sie treffen sich zum gemeinsamen Brotbrechen nach dem Synagogengottesdienst am Sabbat.
Auch Nichtjuden werden auf diese be–geist–erten Gläubigen aufmerksam. Römer und Griechen (also Heiden) beginnen sich zu interessieren. Es gab (und gibt) überall Gott–suchende, die angetan waren von diesem lebendigen Glauben. Sie interessierten sich dafür und bald gab es die ersten, die um die Taufe baten.

1.3 Das Apostelkonzil

Petrus (der Älteste unter den Aposteln) erfährt in Joppe, dass auch Nichtjuden das Wort Gottes annehmen und ihm folgen können (Apg 10)
Es folgt die erste große Diskussion im Kreis der Apostel um die prinzipielle Frage, wie man mit Nichtjuden umgehen soll. Denn die ganze Lehre Christi bezog sich auf das jüdische Leben, seine Vorschriften, seine Denkstrukturen. Anders gesagt: Kann ein Nichtjude die Lehre Jesu annehmen, ohne zuerst Jude werden zu müssen. Die Versammlung entschied, dass Nichtjuden, die der Lehre Christi folgen wollten, drei jüdische Regeln beachten müssen: 1. kein Götzenopferfleisch essen; 2. kein Blut und kein Ersticktes (Tiere müssen beim korrekten Schlachten/Schächten ausbluten) essen; 3. keine Unzucht treiben. Dann könne die Unterweisung und die Taufe erfolgen.
Diese Entscheidung öffnete nun Tür und Tor für die weitere Verbreitung des Christentums innerhalb und außerhalb des römischen Reiches. Denn die Juden waren immer schon eine Minderheit — zur Zeit Jesu im Staat Israel, im Nildelta und in Äthiopien (Liaison von König Samuel — † 931 v.Chr. — mit der äthiopischen Königin Saba)

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