digitales religonsbuch

Konfessionen — Kirche und Kirchen

aus Maria H. Duffner: „Digitales Religions Buch“ 2000–
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Die Katholische Kirche

Begriff
katholikos (griechisch) = allgemein, allumfassend

andere Konfessionsbezeichnung

Trennung
  • von den Altorientalen: 451
  • von den Orthodoxen: 1054 (offizielles Datum)
  • von den Evangelischen: 1517/1530
  • von den Anglikanern: 1535
  • von den Altkatholiken: 1871

Gründe für die Trennung
  • Unverständnis für andere Mentalitäten und andere Entwicklungen
  • die Verwechslung von Einheit mit Uniformität
  • Machtstreben auf beiden Seiten.
  • Treue zur eigenen, gewachsenen Tradition
  • Angst vor einer anderen (neuen) Art zu denken
  • Angst, vertraut Gewordenes aufgeben zu müssen

Hindernisse zur Wiedervereinigung
  • Mentalitätsunterschiede und daraus resultierende Arroganz (Katholiken sind die einzig wahre Kirche Jesu Christi: alle anderen müssen sich zu ihr bekehren. Die Schuld der Trennung liegt nur bei den an-deren!)
  • Unterschiede im Kirchenverständnis und der Lehre

Einigungsversuche
  • 1274: 2.Konzil von Lyon
  • 1431-1437: Konzil von Basel–Ferrara–Florenz mit den Altorientalen und Orthodoxen Christen: hier werden vor allem theologische Probleme geklärt.
  • 1545-1563: Konzil von Trient diente der röm.-kath. Identitätsfindung!
  • 1965 (2.Vaticanum) verstehende vorsichtige Annäherung zu den getrennten Christen.
  • Seit 1950 starke ökumenische Bewegung und Aufnahme der offiziellen Dialoge.
  • 31. Oktober 1999: Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre

Glaubensbekenntnis
Apostolisches („kleines“) und Nicäno–Konstantinopolitanisches („großes“) Glaubensbekenntnis

anerkannte Konzilien
Einundzwanzig Konzilien werden anerkannt

Theologische Unterschiede
  • zu Orthodoxen Christen: keine
  • zu Christen der Reformation:
    • Verwirklichung des christlichen Ideals, der Nachfolge und Na-chahmung Christi im Laufe der Geschichte.
      Demgegenüber steht bei den evangelischen Christen die viel stärkere Konzentration auf den historischen Jesus, seinen Tod und sein Erlösungswerk.
      In der Abendmahlslehre bestreiten die evangelischen Christen die Realpräsenz Christi, an der die Katholiken und Orthodoxe festhalten.
      Es bedarf nicht nur des Glaubens und der Gnade (sola fides, sola gratia) um gerettet zu werden, sondern der Mensch soll dazu noch das Gute tun, zudem er befähigt ist. (Luther meinte, dass der Mensch durch den Sündenfall ganz verderbt ist und daher keine guten Werke mehr vollbringen kann.) Der Glaube muss sich aber in Werken der Liebe erweisen.
    • Die Kirche ist in der Tradition sichtbar und erfahrbar.
      Evangelische Christen sind der Überzeugung, dass die Kirche unsichtbar ist.
    • Dem besonderen Priestertum der Katholiken und Orthodoxen
      setzen die Evangelischen Christen das allgemeine Priestertum entgegen, das von den Katholiken und Orthodoxen natürlich nicht abgelehnt wird (1 Petr 2), aber doch nicht dieselbe Rolle spielt wie bei den evangelischen Gläubigen.

Weltbild
Es ist das im ganzen Abendland verbreitete aristotelische Weltbild: Es ist induktiv, es geht von der direkten Erfahrung aus: von der erfahrbaren Wirklichkeit wird zurückgeschlossen auf eine transzendente Wirklichkeit.

Lehre
Lehre basiert auf der Heiligen Schrift, der mündlichen Überlieferung und der Tradition

Sakramente
es gibt sieben Sakramente
  • Die Ehe ist absolut unauflöslich (sie kann höchstens ungültig erklärt werden)
  • Diakone, die Priester werden wollen und Priester müssen zölibatär leben.
  • Die Kirche selbst wird als Ursakrament verstanden

Ideal
aktiver Einsatz für das Reich Gottes, aber doch genau den Buchstaben der Gesetze erfüllend (Codex Iuris Canonici!). Die Frage nach der "actio" gilt für Laien und Mönche (daran wurde und wird — im Bewußtsein der Gläubigen — die Sinnhaftigkeit eines Ordens gemessen!)

Gottesdienste
  • Die Eucharistiefeier („Messe") wird seit der Liturgiereform 1969 in der Muttersprache gefeiert. Seither ist auch der Altar näher zum Volk gerückt und der Priester steht mit dem Gesicht zum Volk.
  • Viele andere Gottesdienstformen (Segen, Andachten, Kreuzweg usw.) sind weitgehend verschwunden. Durch den zunehmenden Priestermangel kommt es aber verstärkt wieder zu Wortgottesdiens-ten mit Kommunionfeier. Auch Jugendliche suchen nach anderen Gottesdienstformen, bei denen sie sich und ihr Anliegen in ihrer Sprache und Ausdrucksweise einbringen können — z.B. Jugendvespern.
  • Die Predigt ist wichtig und steht an relativ zentraler Stelle.
    Es gehört zu den Pflichten eines katholischen Christen, die Sonntagsmesse ganz zu besuchen und an ihr teilzunehmen. Gemäß dem "alten" (vorkonziliären) Katechismus gilt die Sonntagspflicht nicht erfüllt, wenn man erst nach dem "Gloria" in die Kirche kommt. (Die Messe ist in erster Linie "heilige Christenpflicht" und wird auch so von machen absolviert)

Heilige
Es gibt Heiligenverehrung;
An der Spitze der Heiligen steht Maria, die Mutter Jesu. Jedes Jahr werden einige Christen vom Papst heiliggesprochen.

Dogmen
sind Glaubenssätze;
sie sind in Sprache gefasste Richtschnur christlichen Glaubens. Sie müssen in der Tradition verankert sein.

Organisation
hierarchisch-synodal:
Die Gläubigen sind in Pfarren zusammengefasst, die Pfarren in Diözesen und die Diözesen unterstehen dem Papst.
Dem Papst, den Bischöfen und Pfarrern stehen Beratungsgremien zur Seite, die nicht nur Anhörungsrecht sondern auch Mitspracherecht haben.
Das Verständnis des Amtes des Bischofs von Rom als Oberhaupt der katholischen Kirche ist für andere Konfessionen problematisch

Kirchliche Ämter
  • Bischöfe, Priester, Diakone
  • "ständige" Diakone („viri probati“) sind normalerweise verheiratet."

Stellung in der Ökumene
Die katholische Kirche repräsentiert die römische (lateinisch-abendländische) Christenheit. Allerdings sind andere Traditionen (Riten) in der katholischen Kirche präsent. Noch prägt römisches Denken die Katholiken. Allerdings liegt bereits die nahe Zukunft der katholischen Kirche in den Ländern Afrikas und Lateinamerikas.

Verbreitung:
auf der ganzen Welt

Anzahl
58% der Christen (etwa 23% der Weltbevölkerung) sind Katholiken. Das sind etwa 700 Millionen Menschen. Heute (2008) leben etwa 70% der Katholiken auf der südlichen Halbkugel.

Gottesverständnis
Seit dem 2.Vaticanum ist ein starker Verständniswandel zu bemerken: Die Menschlichkeit Jesu, dass er der Bruder aller Menschen ist, alle aber Kinder Gottes sind, wird viel stärker betont. Gott ist ein liebevoller Vater (gegenüber der Aussage, dass Gott "ein gerechter Richter ist, der das Gute belohnt und das Böse bestraft).

Selbstverständnis
Die katholische Kirche sieht sich als Gemeinschaft, in der die Kirche Jesu Christi verwirklicht ist. Sie sieht im Bischof von Rom den Garanten für die unverfälschte Bewahrung des christlichen Glaubens und der Einheit der Kirche.

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