digitales religonsbuch

Konfessionen — Kirche und Kirchen

aus Maria H. Duffner: „Digitales Religions Buch“ 2000–2009
Zuletzt bearbeitet am 13.02.2009. Ausdruck am 06.03.2009, um 21:32

Rechtfertigungslehre Martin Luthers

Vater:
Hans Luther (eigentlich: Hans Luder); Martin Luther erfährt den Vater als konsequent, streng und relativ hart.
Mutter:
Margarethe

Einflüsse auf das Gottesbild:
Der äußerst harte und strenge Vater prägte das Gottesbild. Für Martin Luther war Gott hart und unnahbar, den man nur durch außergewöhnliche Leistungen einigermaßen zufriedenstellen konnte.
Daher entsteht für Martin Luther (er war aber nicht der Einzige): die quälende Frage: „Wie schaffe ich mir einen gnädigen Gott?“

Studium:
Jura und Theologie

2. Juli 1505:
Gelübde: „Heilige Anna, hilf! Lässt Du mich leben, so will ich ein Mönch werden."

17. Juli 1505:
Eintritt ins ins Augustiner–Eremitenkloster in Erfurt. Er quält sich mit Bußübungen, um einen „gnädigen Gott zu kriegen“ – Do ut des!

4. April 1507:
Priesterweihe

1510–1511:
Romreise — Entsetzen über Sittenverfall der Renaissancefürsten und –päpste

1512:
Doktor der Theologie; — Bibelwissenschaftler. Studiert besonders Psalmen und Paulusbriefe.

Turmerlebnis: Luther stößt auf Röm 3,28: "Denn wir sind der Überzeugung, dass der Mensch gerecht wird durch Glauben, unabhängig von Werken des Gesetzes."
Ihm wird klar, dass Gottes Gerechtigkeit ein unverdientes und nicht erzwingbares Geschenk an die Menschen ist, das wir vor allem durch Christus erhalten haben. Die einzige mögliche Antwort ist die Beziehung zu (bzw. „Glaube an“) Gott. Oder anders gesagt: Luther erkennt, dass Gott zum Menschen „Ja“ gesagt (Gen 1,26) und dieses Ja nie zurückgenommen hat. Jesus Christus hat uns das voll bewusst gemacht. Diese Erkenntnis bedeutet für Luther Befreiung, Erlösung!

Sein Unterricht ist nun geprägt von dieser Erkenntnis und Erfahrung.



31. 10. 1999:
in Augsburg wird die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" unterzeichnet. Nach 35 Jahren theologischer Vorarbeit beseitigten die römisch-katholische Kirche und der Lutherische Weltbund damit einen zentralen Streitpunkt, der mehr als 450 Jahre zuvor zur Kirchentrennung geführt hatte. In der Rechtfertigungslehre geht es um die theologische Grundfrage, wie der sündige Mensch vor Gott bestehen kann.

In dem ökumenischen Dokument einigten sich die Kirchen darauf, dass der Mensch allein auf Grund des Glaubens und der Barmherzigkeit Gottes erlöst ("gerechtfertigt") werde. Die guten Taten des Menschen seien nicht Bedingung, sondern "Früchte" der Erlösung. Dem göttlichen Zuspruch der Gnade folge der ethische Anspruch, auf diese Gnade mit guten Taten und einem christliches Leben zu antworten. Damit folgte die "Erklärung" im Wesentlichen dem Grundansatz des Reformators Martin Luther (1483–1546). Die katholische Kirche hatte gegen Luthers Ansicht lange daran festgehalten, dass der Mensch durch gute Taten und durch den Empfang der kirchlichen Sakramente etwas zu seinem Seelenheil beitragen könne. In dem Konsenspapier heißt es dazu: "Wir bekennen gemeinsam, dass der Mensch im Blick auf sein Heil völlig auf die rettende Gnade Gottes angewiesen ist". (aus dem Bericht über den Festakt 5 Jahre Anerkennung der Rechtfertigungslehre, orf.at) (Das war immer Lehre der Kirche!)

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