digitales religonsbuch

Konfessionen — Kirche und Kirchen

aus Maria H. Duffner: „Digitales Religions Buch“ 2000–
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Die Evangelische Kirche

Begriff
Evangelion (griech.) = Frohe Botschaft

andere Konfessionsbezeichnung
man unterscheidet
  • Lutheraner (Augsburger Bekenntnis)
  • Reformierte oder Calviner (Helvetisches Bekenntnis)

Trennung
31.Oktober 1517 Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg;
1521: Exkommunikation (Bannbulle)
1530: Reichstag zu Augsburg: Vorlage der Bekenntnisschriften: "Augsburger Bekenntnis" (Melanchthon);
1566 "ratio fidei" (Zwingli), die dann allgemein "Helvetisches Bekenntnis" benannt wird.

Gründe für die Trennung
  • Missstände in der Kirche (u.a. Missbrauch und Missverständnis des Ablasses)
  • Bewusstsein bei vielen Christen für die Notwendigkeit einer Reform der Kirche
  • Neubesinnung auf die Hl. Schrift (Einfluss des Humanismus!)

Hindernisse zur Wiedervereinigung

  • Unterschiede in der Lehre
  • Kirchenverständnis
  • Amtsverständnis
  • Abendmahlslehre

Einigungsversuche
  • Reichstage
  • Konzil von Trient (1545-1563) und Gegenreformation
  • Ökumenische Bewegung
  • Offizieller Dialog mit der Orthodoxen und der Katholischen Kirche
  • Weltkirchenrat

Glaubensbekenntnis
Apostolisches und Nicäno-Konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis

anerkannte Konzilien
Anerkennung von achtzehn Konzilien unter dem Vorbehalt der Autorität der Bibel ("auch Konzilien haben geirrt" — Luther)

Theologische Unterschiede
zur Orthodoxen und Katholischen Kirche
  • in der Lehre
  • im Amtsverständnis
  • Kirchenverständnis
  • in der Sakramentenlehre

Weltbild
ist im ganzen Abendland das aristotelische Weltbild: Es ist induktiv, es geht von der direkten Erfahrung aus: von der erfahrbaren Wirklichkeit wird zurückgeschlossen auf eine transzendente Wirklichkeit.

Lehre
  • basiert nur auf der Hl. Schrift (schriftkonform)
  • mündliche Überlieferung und Tradition werden bis zu einem gewissen Grad abgelehnt

Sakramente
es gibt zwei Sakramente, die auf Jesus zurückgehen:
  • Taufe und Abendmahl
  • Die Ehe wird in der Kirche gesegnet. Sie kann geschieden werden.
  • Der Seelsorger (ausgebildeter Theologe) wird von der Gemeinde gewählt.
  • Prinzipiell: die Kirche selbst wird nicht als Ursakrament verstanden

Ideal
  • Leben nach dem Vorbild Jesu
  • Frömmigkeit aus dem Geist der Hl. Schrift. Der Gläubige soll sich möglichst an Hand von theologisch fundierten Predigten eine vertiefte Kenntnis der Hl. Schrift erwerben.

Gottesdienste
Gemeindegottesdienst am Sonntag, die aber nicht immer Abendmahlsgottesdienste sind.
  • Im Zentrum stehen Schriftlesungen und Predigt.
  • Bei den Reformierten Christen gibt es keinen Altar und keinen Bilderschmuck in der Kirche

Heilige
Heiligenkult wird abgelehnt, aber die Kirche kennt hervorragende Persönlichkeiten.

Dogmen
Christologische Dogmen anerkannt (schriftkonform)

Organisation
Landeskirchensystem:
Es gibt keine zentrale Instanz. Es gibt aber Zusammenschlüsse auf staatlicher Ebene; es gibt auch den lutheranischen und den reformierten Weltbund.

Kirchliche Ämter
Es gibt keinen speziellen Priesterstand, trotzdem erfordert die Organisation eine Gliederung:
  • Es wird das allgemeine Priestertum (1 Petr 2) betont.
  • Pfarrseelsorge, Pfarrer, Superintendent, Landesbischof.
    Auch Frauen sind zum kirchlichen Amt zugelassen! Sie können alle Ämter bekleiden

Stellung in der Ökumene
Sie gehören zur lateinischen Christenheit und sind aus der abendländischen Geistesentwicklung zu verstehen.

Verbreitung:
In der ganzen Welt; Schwerpunkt: nördliches Europa und angelsächsische Welt

Anzahl
10% der Christen (etwa 3,6% der Weltbevölkerung) sind evangelisch. Das sind etwa 120 Millionen Menschen

Gottesverständnis
Für Luther galt das Gottesbild:
  • Gott ist ein strenger Richter, den man fürchtet; er ist aber auch der gute Hirte, wie er im Psalm besungen wird.
  • In Jesus sind die, die das gläubig annehmen, gerechtfertigt worden.

Es setzte sich dann aber ein Wandel im Gottesverständnis durch: Gott ist der liebende und sorgende Vater, der das Heil der Menschen will.


Selbstverständnis
Der an der Hl. Schrift orientierte Gläubige versteht sich als befreiter Mensch - der sich auch befreit weiß von jeder Bevormundung durch kirchliche und weltliche Autoritäten. Er hält fest an der von jeder späteren Überwucherung gereinigten Lehre Jesu, an seinem ursprünglichen Wort. Die Kirche selbst ist unsichtbar!

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